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Aus Nonlinern werden Onliner

„Maus Mobil Koblenz e.V.“ macht Senioren jetzt auch mit offenem Seniorentreff und zusätzlich neu in Vallendarer Seniorenresidenz fit für den PC

Koblenz. Drei Frauen und ein Mann im fortgeschritteneren Alter kommen an diesem Nachmittag in den kleinen Raum im Telekom-Ausbildungszentrum im Rauental. Die Frauen seien immer in der Überzahl, sie machten mehr als 95 Prozent aus, sagt Eckhard Volquartz, der Vorsitzende des Vereins „Maus Mobil Koblenz e.V.“, eine Weiterentwicklung der seit 2002 aktiven „Flotten Mäuse“. Seit Anfang 2010 sponsert die Deutsche Telekom dem Verein diesen Trainingsraum in der Blücherstraße.

Jährlich mehr als 150 lernwilligen, aktiven, an Bits und Bytes interessierten Senioren aus allen Gesellschaftsschichten aus Koblenz und der Umgebung konnte der Verein, der im vorigen Jahr für seine Tätigkeit mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet wurde, nun schon im Schulungsraum auf die „medialen Sprünge“ helfen. Um nicht länger zu den „digitalen Außenseitern“ der über Sechzigjährigen zu gehören, unternehmen bei „Maus Mobil“ täglich montags bis freitags jeweils rund zwanzig Senioren in Gruppen von bis zu sechs Personen ihre ersten Gehversuche am PC. Für den Aufbau des Netzwerks, die Einrichtung der Rechner und den Zugang zum Internet sorgten in vielen Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit Telekom-Nachwuchskräfte - Dank Fürsprache des Leiters des Ausbildungszentrums, Dipl.-Ing. Jürgen Möller.

Zwanzig bis dreißig Trainer, die selbst zur Generation „50 Plus“ gehören und in einigen Fällen noch berufstätig sind, vermitteln die hohe Kunst des Umgangs mit der Computer-Maus. Die Geschlechterbesetzung ist bei ihnen interessanterweise genau entgegengesetzt zu der der Schüler: Nur zwei Frauen widmen sich der Aufgabe. Die Trainer des Vereins sind auch seine einzigen Mitglieder. Ihr Mitgliedsbeitrag ist ihr Einsatz für den Verein und übersteigt vielfach erheblich das Maß einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Im letzten Jahr wurden mehr als 5.000 Stunden Ehrenamts-Arbeit geleistet! Gab es zu Beginn für Lernwillige noch Wartezeiten von bis zu zwölf Monaten, so kann nach Verdreifachung der Trainerzahl mittlerweile zeitnah eine PCHilfe angeboten werden. Etwa sechs Monate dauert es, einen Trainer zu schulen und auf seine vielfältigen Aufgaben vorzubereiten. Auf sechs bis neun Monate, wöchentlich je zwei Stunden, beläuft sich die reguläre Dauer eines PC Anfänger-Kurses bei „Maus Mobil“. Doch fast alle Teilnehmer wollen so lange wie möglich weitermachen, um ihren Wissenstand zu Computerprogrammen und Internetanwendungen und der neusten Technik weiter anzupassen.

Die Bearbeitung digitaler Fotos oder die Möglichkeit, verpasste TV-Sendungen im Internet anzuschauen, interessiert sie genau so, wie alles, was das Internet an Informationen zu Mobilität und Reisen zu bieten hat. Sie lernen aber auch reine Computeranwendungen, wie systematisches Anlegen von Dateien und Ordnern, Hardware- oder Programm-Installation und -Deinstallation. Der Unterricht orientiert sich nicht an vorgefertigten Kursplänen, sondern in erster Linie an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Teilnehmer. „Der Langsamste bestimmt bei uns das Tempo“, erklärt Volquartz. „Wenn mein Sohn mir das erklärt, geht es mir einfach zu schnell“, begründet eine Seniorin ihre Kursteilnahme. Die „Maus Mobil“-Schulung steht deshalb auch nicht in Konkurrenz zu kommerziellen Kursangeboten, wie zum Beispiel denen der Volkshochschule, sondern ist eine sinnvolle Ergänzung.

Anfängern und fortgeschrittenen Senioren stehen für den Unterricht durch die finanzielle Unterstützung des Landes und zahlreicher Sponsoren Bildschirme, Rechner, Drucker, Beamer – eine Ausstattung im mittleren zweistelligen tausend Euro-Bereich, zur Verfügung. Deren Unterhaltung sowie die laufend erforderliche Aktualisierung von Hard- und Software werden möglich durch Zuwendungen und Spenden. Darüber hinaus leisten auch die Kursteilnehmer mit ihrer, wenn auch sehr geringen, Kursgebühr ihren Beitrag dazu. Allerdings kommen die meisten Kursbesucher schon nach einer kurzen Zeit mit einem neuen eigenen Laptop zu den Schulungen. Das gemeinsame Lernen, auch gerne einmal bei Kaffee und Kuchen, bereitet den meisten zudem einen „Mordsspaß“. „Die Geschichte hier hat auch viele soziale Facetten“, erzählt Volquartz, der schon Alltagssorgen und Probleme etlicher Trainer und Teilnehmer hautnah miterlebte. Das Ehrenamt ist für manchen auch eine Alternative zu einer leeren Wohnung zu Hause, zum Nichtstun in Anbetracht von Arbeitslosigkeit, oder ein erster Schritt zur Integration. Aber auch für die Kursteilnehmer ist ein strukturierter Tag und Geselligkeit oftmals enorm wichtig. Eben haben zwei Kurse für Migranten begonnen, die größtenteils in ihrer Heimatsprache abgehalten werden müssen. Auch das Angebot für Seh- und Hörbehinderte soll künftig die Vielfalt des Vereins komplettieren. Senioren mit einer starken gesundheitlichen Beeinträchtigung oder einer anders begründeten Immobilität erhalten auf Wunsch Hausbesuch durch einen Trainer. Die Fähigkeit, Computer und Internet zu bedienen, kann für sie ein Weg heraus aus der gelebten Isolation darstellen. Wir wollen dort hingehen und helfen, wo unsere Unterstützung gebraucht wird, sagt Volquartz. Und deswegen bietet der Verein zusätzlich noch in zwei Senioreneinrichtungen in der „De Haye’schen Stiftung“ auf der Karthause und neuerdings im Senioren-Wohnsitz „Humboldthöhe“ in Vallendar PC Anfänger-Kurse an. Beide sind stark nachgefragt von Teilnehmern, die teilweise sogar noch bis zu zehn Jahre älter sind, als die Kursbesucher im Schulungsraum Blücherstraße des Vereins. Neben dem Angebot von regelmäßigen Kursen richtete „Maus Mobil“ jetzt einen offenen PC-Seniorentreff der jeden Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr stattfindet, ein. Hier erhält derjenige, der vielleicht nur mit einer bestimmten Anwendung ein spezielles Problem hat, fachmännischen Rat von den anwesenden Trainern.

Volquartz hat noch mehr Ideen, die Generation „60 Plus“ den Anschluss an die moderne Technik nicht verlieren zu lassen. So wird am 15. Mai ein Handy-Bedienkurs zusammen mit den Auszubildenden der Telekom in der Seniorenresidenz „Humboldthöhe“ angeboten werden. Selbst er lerne jeden Tag etwas Neues hinzu, bemerkt der Vereinsvorsitzende. „Die Technik entwickelt sich mit einer Rasanz weiter, da müssen wir Senioren am Ball bleiben, um nicht plötzlich den Anschluss zu verlieren.“ Für die Zukunft wünscht sich der Verein über die jetzt schon erreichte Anerkennung hinaus, weiter zu wachsen, einen noch höheren Bekanntheitsgrad zu erreichen, um auch Gelder aus öffentlichen „Fördertöpfen“ erhalten zu können. Nur so wird es dauerhaft gelingen, das Angebot für Senioren aufrecht zu erhalten und möglichst weiter auszubauen. Denn lebenslanges Lernen auch auf dem Gebiet der neuen Medien macht Freude, ist gesund für Körper und Seele.

(BlickAktuell, Sonntag, den 20. Mai 2012)

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